Das Leben als Infektion.

    Als ich begann über eine Figur für ein Shooting in Indien nachzudenken, habe ich viel über die Orte recherchiert, die ich mit meiner Frau bereisen wollte. Ganz oben auf meiner persönlichen Favoritenliste stand Varanasi – das indische Tor zum Nirvana.
    Ein Ort mit einer unbeschreiblichen Atmosphäre, düster und abgrundtief heilig. In einer Reportage über Agori Priester sagte ein heiliger Mann den Satz “The world infects you.”, der mir lange nachgegangen ist. Dieser Satz definierte schließlich das Thema „Infektion“ für die Shooting-Serie in Varanasi.

    Die Suche nach Identität.

    Wie fühlt sich Infektion an und wie gibt man ihre eine Gestalt? Über die Verbindung von Plastikkugeln zu größeren Einheiten habe ich versucht, Elemente zu entwickeln, die optisch an wuchernde Zellen, Pilze und Sporen erinnern sollten.
    Die größte Herausforderung und gleichzeitig der spannendste Teil war die Entwicklung von verschiedenen Helmen. Hierbei gab es immer einen Moment, an dem sich das Objekt zum Subjekt wandelte. Durch das Hinzufügen einer einzigen Kugel entstand eine Assoziation – vier Kugel visualisierten auf einmal den Kopf einer Gottesanbeterin.

    Walk this way.

    Wir experimentierten eine zeitlang sogar mit einer speziellen Art von Stelzen, die Gang und Gestalt extrem verändern – sogenannte Digi Stilts. Das hat mit etwas Übung ganz hervorragend funktioniert. Allerdings waren bereits die Prototypen der Stelzen 20 kg schwer und somit für eine zweimonatige Indienreise denkbar ungeeignet.

    Finale Props.

    Körper und Kostüm.

    Mein Ziel bei der Figur war es, die menschliche Form möglichst stark aufzubrechen und somit neu definieren zu können oder den menschlichen Körper komplett zu verhüllen. Er sollte nach wie vor in Form und Textur möglichst stark einbezogen bleiben. Aus diesem Grund wollte ich für eine komplett schwarze Figur auch ungern mit Latex arbeiten. Das Material führt zu einem sehr starken Verlust anatomischer Feinheiten und hätte der Serie einen fetischartigen Einschlag gegeben.
    Stattdessen entschied ich mich, den Körper meiner Frau für die Shootings komplett schwarz zu schminken. In Indien – bei mehr als 40 Grad im Schatten! In Gegenden, in denen Frauen noch in Bussen vergewaltigt werden. In Städten, in denen es vor allem Nachts nur eine Viertelstunde lauwarmes Wasser gibt, um sich fünf Kilo Fettschminke vom Köper waschen zu können. Inzwischen spricht meine Frau wieder mit mir.

    Die Shootings in Indien.

    Für die empfindlichen Masken und Kostüme fertigten wir selbst zwei große Transportboxen an, die uns 20 Kilo Übergepäck bescherten. Um unser privates Reisegepäck, die Foto- und Shootingausrüstung tausende Kilometer durch Rajastan transportieren zu können, mussten wir grundsätzlich mit einem Kleinbus reisen.
    Unter harten Bedingungen konnten wir  zwei Shootings realisieren. Eines in der Nähe von Jaiselmar in der Wüste Tharr und ein weiteres Nachts an den Ufern des Ganges in Varanasi. Letzteres mussten wir trotz bewaffneter Wächter nach zwei Stunden abbrechen. Ungeachtet aller Widrigkeiten entstanden wunderschöne Motive.

    Filmdreh im Übel & Gefährlich.

    Die “Infection” Figur hat den Regisseur Oliver Tietgen sehr beeindruckt. Er suchte gerade nach weiteren Aliens für seinen neuen Feature Film “Violent Starr”. So hat sich meine Frau noch einmal für einen Filmdreh in den Räumen des Hamburger “Übel & Gefährlich” in schwarze Schale geschmissen. In den langen Wartepausen zwischen den Takes konnten wir es uns dann natürlich nicht nehmen lassen, die Location des „Übel & Gefährlich“ für ein weiteres kleines Shooting zu nutzen.

    Weitere Projekte und Serien.

    Weitere Serien sind unter diesem separaten Portfolio Link zu finden: